Belichtungszeit, Blende und ISO

Unter den Fotografieeinsteigern ist dieses Kapitel gefürchtet, was hat es auf sich mit diesen 3 Einstellungen? Generell kann mit diesen 3 Größen eingestellt werden, wie hell das Foto wird. Wieso es dafür 3 Parameter gibt, werde ich im Folgenden versuchen so verständlich wie möglich zu erklären.

 

Belichtungszeit:

 

Die Belichtungszeit ist denke ich noch am Leichtesten zu verstehen. Je länger man belichtet, desto mehr Licht erfasst der Sensor, desto heller wird das Bild. Bei einer Verdoppelung der Belichtungszeit wird das Bild auch doppelt so hell. Wenn die Sonne mittags mit voller Kraft scheint, kann man ganz kurz, z.B. 1/2000s belichten, wenn man sich in einer düsteren Kirche befindet, muss man viel länger belichten, z.B. 1/30s.

Das ist denke ich soweit noch klar und logisch. Zu einem ersten Konflikt kommt es aber bei Objekten, die sich schnell bewegen.

Wer schon mal versucht hat, einen laufenden Hund in der Dämmerung mit 1/30s zu fotografieren, wird schnell feststellen, dass der Hund nicht scharf abgebildet wird, auch wenn der Fokus stimmt, weil er verwackelt.

Deshalb gibt es eine weitere Stellschraube, die ISO.

 

ISO:

 

Die meisten Kameras haben einen ISO Bereich beginnend von ISO100 bis hin zu ISO6400-25600. Der ISO Wert kann als künstliche Aufhellung angesehen werden. Bei ISO 100 passiert gar nichts, bei ISO 200 wird das Eingangssignal verdoppelt, sodass das Ausgangssignal doppelt so groß und somit doppelt so hell ist. Wie auch bei der Belichtungszeit gilt, eine Verdoppelung der ISO sorgt für die doppelte Helligkeit.

 

Warum wählen wir dann nicht immer einen hohen ISO-Wert, damit wir immer eine kurze Belichtungszeit haben? Die Antwort ist ganz einfach. Jeder Verstärker bringt ein Fehlsignal mit sich, so kommt es bei der Kamera zu einem Bildrauschen, je höher der ISO-Wert ist.

Wenn man also die Möglichkeit hat, lange zu belichten, dann sollte man den ISO-Wert so gering wie möglich halten.

 

Blende:

 

Die Blende gibt an, wie viel Licht in das Objektiv und somit dem Sensor gelassen wird. Je größer die Öffnung des Objektives ist, desto mehr Licht wird eingefangen, desto heller wird auch das Bild.

Leider ist die Blendenzahl nicht ganz so einfach zu verstehen. Einerseits ist es so, dass wenn die Blendenzahl größer wird, das Bild dunkler wird. Das sorgt oft für Verwirrung. Andererseits ist die Blende nicht linear, sondern über eine logarithmische Skala definiert, sodass eine Halbierung der Blenden Zahl keine Verdoppelung der Helligkeit mit sich bringt.

 

Die Blende ist wie folgt definiert, dabei sorgt jede Stufe für eine Halbierung der Helligkeit:

f1.0/1.4/2.0/2.8/4.0/5.6/8/16/22/32/45

 

Ein weiterer Effekt der Blende ist die Tatsache, dass sich mit der Blende die Schärfentiefe ändert. Je größer die Blendenzahl ist, desto größer ist der Schärfebereich des Bildes. Will man also ein Bild einer Person machen, bei welchem auch das Gebirge im Hintergrund scharf sein soll, wählt man eine große Blendenzahl, soll nur die Person scharf sein und alles andere unscharf, so wählt man eine kleine Blendenzahl.

Übliche Objektive haben einen Blendenbereich von f2.8-4 bis f22-32.

 

Ein letzter Effekt der Blende ist noch, dass bei der sogenannten Offenblende, also der kleinstmöglich wählbaren Blendenzahl das Bild nicht am schärfsten ist und auch bei maximal geschlossenen Blende, also der größten wählbaren Blende, die Bildqualität nicht am Besten ist. Je nach Objektiv ist die beste Abbildungsleistung in etwa bei Blende f7.1-11.

Eine Faustformel besagt:

Wenn die Sonne lacht, Blende acht.


Das perfekte Bild?

Für das perfekte Bild muss man nun diese 3 Parameter bestmöglich kombinieren und das stellt viele Fotografen vor eine große Herausforderung.

Im Folgendem habe ich eine Tabelle aufgelistet mit Fotos mit verschiedenen Lichtsituationen und verschiedenen Szenarien. Nebenstehend sind immer die entsprechenden Einstellungen aufgelistet.

Belichtungs zeit:

1/3200s

Blende:

f5.6

ISO:

1600

Bemerkung:

Bei der Tierfotografie sollte man eine sehr kurze Belichtungszeit wählen, um das Tier scharf abzubilden, dabei hilft eine weit geöffnete Blende (kleine Blendenzahl). Selbst bei Sonnenschein schafft man solch kurze Belichtungszeiten nur mit einem hohem ISO-Wert, weshalb dieser verkraftet werden muss.



Belichtungs zeit:

1/250s

Blende:

f13

ISO:

800

Bemerkung:

Bei der Makro-Fotografie kann man die Blende entweder öffnen, oder schließen. Für möglichst viel Schärfe, habe ich sie geschlossen (große Blendenzahl). Da die Libelle still saß, konnte ich die Belichtungszeit relativ lange wählen. Aufgrund der geschlossenen Blende war ein ISO-Wert von 800 nötig.



Belichtungs zeit:

1/320s

Blende:

f8

ISO:

100

Bemerkung:

Bei der Naturfotografie kann man immer mit Blende 8 arbeiten. Dabei wird das ganze Bild scharf, vom Vordergrund bis zum Hintergrund. Da tagsüber die Sonne scheint, kann man noch dazu kurz belichten, sodass auch Freihand Fotos gelingen. Der ISO-Wert ist selbstverständlich bei 100.



Belichtungs zeit:

1/40s

Blende:

f8

ISO:

100

Bemerkung:

Auch bei Sonnenuntergangsfotos kann man Blende 8 verwenden. Da wir beim Sonnenuntergang mit einem Stativ arbeiten, kann man auch hier einen ISO-Wert von 100 wählen und 1/40s belichten. Bei dieser Belichtungszeit ist die Verwacklungsgefahr freihand bereits sehr groß.



Belichtungs zeit:

6s (ND200 Filter)

Blende:

f11

ISO:

100

Bemerkung:

Bei Fotos von Wasser kann man mit sehr langen Belichtungszeiten das Wasser weichzeichnen. Tagsüber braucht man dafür einen ND-Filter, Nachts geht es auch ohne. Dabei habe ich einen ISO-Wert von 100 gewählt und Blende 11 um so lange es geht belichten zu können und trotzdem noch im beste Schärfebereich zu bleiben.



Belichtungs zeit:

30s

Blende:

f2.8

ISO:

3200

Bemerkung:

Bei der Nachtfotografie muss man so viel Licht wie möglich einfangen. Einerseits sollte man Offenblende, also die kleinst mögliche Blendenzahl wählen, zum anderen sollte die Belichtungszeit auf 30s gesetzt werden, damit noch keine Strichspuren der Sterne entstehen. Der ISO-Wert wird so hoch wie nötig gewählt.



Belichtungs zeit:

2s

Blende:

f2.8

ISO:

5000

Bemerkung:

Bei der Fotografie von Polarlichtern muss man Aufgrund der schnelle Bewegung "kurze" Belichtungszeiten wählen. Damit das geht, braucht man entweder sehr lichtstarke Objektive mit f1.8 und/oder ein bisschen Hilfe vom Mond wie bei mir. Der ISO-Wert wird wieder so hoch wie nötig gewählt.